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Nürnberger Nachrichten, 20. Dezember 2016

»Schmuck war schon immer bedeutsam für Menschen«

Die Goldschmiedin Barbara Weinberger feiert ihr 20-jähriges Atelier-Bestehen – Trägerin des Bayerischen und Hessischen Staatspreises

Wenn man weiß. dass sie für die Gestaltung ihrer Ketten den Bayerischen und den Hessischen Staatspreis bekommen hat, dann hört es sich ein wenig nach Understatement an, wenn Barbara Weinberger sagt: ”Mir geht es um das Herstellen von kleinen Dingen” .

Aber es ist ihr ernst damit: Die Dinge, die sie herstellt, mögen klein sein. Doch dieses Feld bearbeitet sie mit äußerster Aufmerksamkeit und viel Energie. Sie “baut” ihre Schmuckstücke und arbeitet lange an der Form, “ bis sich was Sinnvolles ergibt ”. “ Viel Muße und Zeit sind beim Entwickeln neuer Formen wichtig ”, sagt sie.

Die Künstlerin wurde in der Nähe von Miesbach geboren und hat schon als Kind gerne handwerklich gearbeitet. Nach der Schule hat sie in einer Münchner Wohngemeinschaft legendäre Hausfeste mitgestaltet und dabei viele Kontakte zu anderen Kreativen knüpfen können.

Nach der Silberschmiedelehre studierte sie an der Nürnberger Kunstakademie bei Professor Erhard Hößle und begann als Goldschmiedin zu arbeiten, wobei sie sich zunächst darauf konzentrierte Ketten zu gestalten.Und das bedeutete für sie: Ketten “anders” zu machen.

Sie stellte Textilketten her, kombinierte ungewöhnliche Materialien, wie Kupfer Gold und Steine und erzielte so eine ganz eigene Farbigkeit. Die Steine, die sie einsetzt, müssen nicht unbedingt Edelsteine sein. Wenn sie schön sind, setzt sie auch Kieselsteine ein, Fundstücke vom Wegesrand. Nicht die Materialien müssen kostbar sein, sondern der Schmuck, der daraus entsteht. Allerdings verwendet die Goldschmiedin nur Materialien, die unter fairen Bedingungen und umweltschonend abgebaut werden.

Nach den Ketten erarbeitete sich das Feld der Ringe. Barbara Weinberger hat ein großes Talent, schöne Steine aufzuspüren, egal ob es Edelsteine oder Fundstücke sind. Im Keller ihrer Werkstatt steht eine Schleifmaschine, mit der sie selber besondere Steine bearbeiten kann.

Als nächstes beschäftigte sie sich mit Ohrringen. Nach jahrelanger systematischer Erarbeitung der verschiedenen Themen macht sie jetzt sowohl Ketten und Ringe als auch Ohrringe. Aber noch immer geht sie mit besonderem Bedacht vor, wägt lange ab, bis sie mit dem Ergebnis zufrieden ist.

Inspiration holt sich die Schmuck-Künstlerin dabei in Domschatzkammern, ethnologischen Museen oder Antikensammlungen. Dort findet sie schöne Dinge, die in die moderne Form übertragen werden müssen, wenn daraus Schmuck in der Handschrift von Barbara Weinberger entstehen soll. “ Schon der Ötzi hat Schmuck getragen”, sagt sie. Schmuck sei also etwas Bedeutsames für den Menschen. Sich am Morgen Ringe überzustreifen oder einen Halsschmuck anzulegen, das kann ein Ritual sein, das den Alltag auf schöne Weise bereichert. Es hat damit etwas zu tun, im Kleinen eine Wirkung zu erzielen.

Passend zum 20-jährigen Bestehen ihres Ladens hat sie 20 Gäste eingeladen, Goldschmiede, deren Arbeiten sie schätzt, weil diese Kollegen, ähnlich wie sie selber, daran interessiert seien, “ Schmuck zu entwickeln” . Das heißt, auch diese Künstler arbeiten in längeren Prozessen, verbinden womöglich mehrere Traditionsstränge in ihren Arbeiten, die beispielsweise eine folkloristisch geprägte Tradition in eine moderne Form übersetzen, oder ältere Techniken mit neuer Ästhetik in Einklang bringen können. So kann man derzeit verschiedene Positionen von internationalen Schmuck-Künstlern neben den Arbeiten von Barbara Weinberger in ihrem Atelier sehen.

Wichtig ist ihr immer, dass ihr Schmuck tragbar ist. Auch wenn sich Barbara Weinberger natürlich freut, dass ihr Schmuck sogar in der Sammlung der Pinakothek der Moderne in München vertreten ist, so möchte sie doch hauptsächlich, dass ihre Stücke getragen werden. Barbara Weinbergers Kunden wissen ihre Arbeit zu schätzen und halten ihr dabei die Treue. “Kürzlich wollte eine Kundin, der ein Paar Ohrringe abhanden gekommen sind, genau diese wieder haben, so sehr hing sie an ihrem Schmuck, den sie vor vielen Jahren bei mir bekommen hatte”, sagt die Goldschmiedin, die sich über diese enge Verbundenheit mit ihrer Arbeit freut.

MARIA INOUE-KRÄTZLER

Nürnberger Nachrichten, 23. Dezember 2011

»Schönes für jeden Tag«

Ausstellung im Atelier für Schmuck Barbara Weinberger
Schönes für den Körper und jeden Tag: Zeitgenössischen Schmuck aus kleinen Manufakturen stellt Barbara Weinberger in ihrem Atelier für Schmuck aus. Das besteht seit mittlerweile 15 Jahren.

Zum Schmuck kam Barbara Weinberger aus Liebe zur Farbe. In den rein metallischen Gefäßen, die sie zunächst als Silberschmiedin herstellte, hat ihr einfach etwas gefehlt: der Farbtupfer. Den verpasst sie ihren Ringen und Ketten, Ohrringen und Anhängern seither mit wertvollen Steinen, die in den unterschiedlichen Nuancen schimmern.  “ Als erstes kommt der Stein auf mich zu, dann baue ich rundherum ein perfektes Zuhause”, erklärt sie.

Dieses “ perfekte Zuhause” ist klar strukturiert - Quadrate, Kreise, Ovale in Gold oder Silber. Grundvoraussetzung für die Künstlerin: “ Die Dinge müssen tragbar sein.” Und das sind sie definitiv: Zurückhaltende Preziosen in klaren Formen, die aber dennoch durch die Zusammenstellung der Materialien oder kleine gewollte Unregelmäßigkeiten Pfiff haben. Stets arbeitet sie an einem Thema - seien es nun Ohrringe oder wie derzeit Anhänger.

1984 hat Weinberger ihr Studium der Gold- und Silberschmiedekunst an der hiesigen Kunstakademie beendet. Zuvor hatte sie sich bereits an der staatlichen Fachschule in Kaufbeuren-Neugablonz zur Silberschmiedin ausbilden lassen. Sie bekam den Bayerischen und den Hessischen Staatspreis, Arbeiten von ihr befinden sich als Leihgabe der Danner-Stiftung in der Pinakothek der Moderne in München. Ihr Nürnberger Atelier für Schmuck, das sie 1996 eröffnete, ist Werkstatt und Laden zugleich. Immer wieder zeigt sie hier auch Arbeiten von geschätzten Kollegen.

Derzeit sind zehn Schmuckgestalter zu Gast, darunter Kay Eppi Nölke aus Konstanz mit seinen Grasringen. Die flechtet er zunächst aus echten Halmen und gießt sie dann in Metall. “Das allein wäre keine besondere handwerkliche Leistung für einen gelernten Goldschmied. Das Besondere daran ist, wie der Kollege jedes Ringmodell in den individuellen Größen der Träger anpaßt, ohne daß daran die Oberflächenstruktur des Grases verfälscht wird”, erklärt Weinberger.

Spuren aus der Natur zeigt auch die junge Christja Tritschler (Jahrgang 1980) auf ihren Arm- und Fingerringen. Da finden sich Abdrücke von Tintenfisch-Tentakeln, Schachtelhalmen oder Eukalyptus. Dorit Schubert klöppelt Teile ihres hauchzarten Schmuckes, der manchmal wirkt wie mit Mini-Lampions behangen, manchmal an Knospen erinnert. “ Schmuck zum Spielen” entwirft Ulrike Poelk mit magnetischen Elementen. Damit lassen sich Ketten immer wieder neu drapieren.

BIRGIT RUF

Nürnberger Nachrichten, 26. August 2004

»Harmonische Kontraste«

Barbara Weinberger gestaltet in Nürnberg Schmuck

Was genau sie macht, das muss Barbara Weinberger immer wieder erklären. Die ausgebildete Silber- und Goldschmiedin ist Handwerkerin, Designerin, Stein- und Metallkünstlerin in einem. Sie fasst es zusammen als “angewandte Künstlerin”. In ihrem Atelier für Schmuck in Nürnberg fertigt die 48-jährige vor allem Halsschmuck, Ringe und Ohrringe. Alles Einzelstücke, kleine Kunstwerke aus Gold, Silber oder Kupfer, aus Steinen wie Bergkristall, Marmor oder Turmalin. Weil es ihr nicht “ um Luxus oder Statussymbole” geht, verwendet sie nicht nur Edelsteine, sondern auch Steine, die überall zu finden sind.

Einen Fundstein aus der Isar kombiniert sie etwa mit einem gelben Beryll, einem blauen Aquamarin und einem transparenten Bergkristall, in dem grüne Turmalinnadeln eingeschlossen sind. Die Steine bleiben entweder unbehandelt oder Weinberger bearbeitet sie, bis sie quader- oder trapezförmig sind, rechteckig oder rund. Danach werden sie durchbohrt und zwischen Ringen aus Gold, Silber oder Kupfer aufgefädelt. Auch den Verschluss fertigt Weinberger selbst. Schließlich entsteht, was sie am liebsten macht: Halsschmuck. Hier ist für sie die Aneinanderreihung, Kombination und Abstimmung von Farbe, Form und Charakter der Steine ein wesentliches künstlerisches Moment.

Für die Ringe schleift und schmirgelt sie den Stein, walzt, hämmert und formt Silber für die Fassung, gießt und lötet den Ring, bis sie ihre Idee tatsächlich in Händen hält. “ So umfassend wird nur noch selten gearbeitet”, betont die Goldschmiedin.

Weinbergers Arbeit ist aber auch preiswürdig. 1991 etwa erhielt sie den Bayerischen Staatspreis sowie den Hessischen Staatspreis für das Deutsche Kunsthandwerk.

Einige ihrer Werke wurden in die Sammlung der renommierten Danner-Stiftung aufgenommen. Sie befinden sich als Dauerleihgabe in der “Neuen Sammlung” in der Münchner Pinakothek der Moderne. Basis für diesen Erfolg ist Weinbergers Ausbildung. Sie studierte in der Klasse für Gold- und Silberschmiede an der Nürnberger Akademie der Bildenden Künste. Nach dem Abschluss 1984 wagte sie den Sprung in die Selbstständigkeit.

Was Weinberger nicht erträgt, ist Gleichmäßigkeit. Sie braucht Abwechslung, Gegensatz, Spannung. Auch ihre Arbeit hat sich im Lauf der Jahre verändert. Anfangs gestaltete sie auffälligen Schmuck mit kräftigen Farben. “ Mittlerweile sind meine Arbeiten feiner geworden.” Trotz der Kontraste, die die Künstlerin integriert, wirken die Schmuckstücke auch harmonisch. Der stete Rhythmuswechsel in der Kombination der Materialien soll zwar deutlich werden, aber nicht stören. Weinberger strebt eine subtile Kommunikation der einzelnen Elemente an, was vielfältige Assoziationen ermöglicht. Das macht ihren Schmuck zu etwas Besonderem.

ANDREAS DALBERG

Einen Fundstein aus der Isar kombiniert sie etwa mit einem gelben Beryll, einem blauen Aquamarin und einem transparenten Bergkristall, in dem grüne Turmalinnadeln eingeschlossen sind. Die Steine bleiben entweder unbehandelt oder Weinberger bearbeitet sie, bis sie quader- oder trapezförmig sind, rechteckig oder rund. Danach werden sie durchbohrt und zwischen Ringen aus Gold, Silber oder Kupfer aufgefädelt. Auch den Verschluss fertigt Weinberger selbst. Schließlich entsteht, was sie am liebsten macht: Halsschmuck. Hier ist für sie die Aneinanderreihung, Kombination und Abstimmung von Farbe, Form und Charakter der Steine ein wesentliches künstlerisches Moment.

Für die Ringe schleift und schmirgelt sie den Stein, walzt, hämmert und formt Silber für die Fassung, gießt und lötet den Ring, bis sie ihre Idee tatsächlich in Händen hält. “ So umfassend wird nur noch selten gearbeitet”, betont die Goldschmiedin.

Weinbergers Arbeit ist aber auch preiswürdig. 1991 etwa erhielt sie den Bayerischen Staatspreis sowie den Hessischen Staatspreis für das Deutsche Kunsthandwerk.

Einige ihrer Werke wurden in die Sammlung der renommierten Danner-Stiftung aufgenommen. Sie befinden sich als Dauerleihgabe in der “Neuen Sammlung” in der Münchner Pinakothek der Moderne. Basis für diesen Erfolg ist Weinbergers Ausbildung. Sie studierte in der Klasse für Gold- und Silberschmiede an der Nürnberger Akademie der Bildenden Künste. Nach dem Abschluss 1984 wagte sie den Sprung in die Selbstständigkeit.

Was Weinberger nicht erträgt, ist Gleichmäßigkeit. Sie braucht Abwechslung, Gegensatz, Spannung. Auch ihre Arbeit hat sich im Lauf der Jahre verändert. Anfangs gestaltete sie auffälligen Schmuck mit kräftigen Farben. “ Mittlerweile sind meine Arbeiten feiner geworden.” Trotz der Kontraste, die die Künstlerin integriert, wirken die Schmuckstücke auch harmonisch. Der stete Rhythmuswechsel in der Kombination der Materialien soll zwar deutlich werden, aber nicht stören. Weinberger strebt eine subtile Kommunikation der einzelnen Elemente an, was vielfältige Assoziationen ermöglicht. Das macht ihren Schmuck zu etwas Besonderem.


FOTO: MICHAEL MATEJKA

Nürnberger Nachrichten, 17. November 2006

»Meisterwerke, die man auch benutzen kann«

10. Einblick in Ateliers für angewandte Kunst

Aus einer zaghaften Idee ist eine Erfolgsgeschichte geworden: Seit 10 Jahren geben die Künstler des Forums für angewandte Kunst EINBLICK in ihre Arbeit. 22 Ateliers, in denen stets im Spagat zwischen Design und Handwerk gearbeitet wird, öffnen am Wochenende wieder ihre Türen. Zum Jubiläum gibts als Schmankerl noch eine Ausstellung im Neuen Museum Nürnberg mit Live-Kamera-Schaltung in einige Ateliers.[.......]Apropos Hals: Der sollte stets im Blick sein, wenn es um Schmuck und Accessoires geht, meinen die Künstler, denn die eher sterile, wenn auch gelungene Präsentation in den Vitrinen ist nicht das, was sie anstreben. ”Schmuck wirkt erst, wenn er getragen wird. Deshalb wollen wir ja auch keine ‘lebenden Werkstätten’ präsentieren, sondern den Bezug zum Künstler und zum Träger herstellen”, sagt Forums-Mitglied Askan Hertwig.

Dass das Publikum den EINBLICK hinter die Kulissen der Silberschmiede und Glaskünstler, Schneiderinnen oder Weberinnen schätzt, zeigen die jährlich ansteigenden Besucherzahlen. “Viele reisen bis aus Frankfurt an, weil sich die Ateliertage mittlerweile einen guten Ruf erarbeitet haben”, so Hertwig. Die Auflage der Leporellos mit dem Lageplan der Ateliers ist von anfangs 4000 auf 17 000 Stück gestiegen.

Das Forum für angewandte Kunst will die Qualität hochhalten. Eine Jury wählt neu dazugekommene Künstler aus [...]

Den Künstlern ist es ein Anliegen, die Unterschiede zu den reinen Handwerkern hervorzuheben: Barbara Weinberger etwa hat Silberschmiedin gelernt (sich also mehr aufs Gerät verlegt), hat sich aber einen Namen als Goldschmiedin mit edlen Schmuckstücken gemacht. Mit ihrer ausgestellten “Nürnberger Stückleinkette” bezieht sie sich explizit auf ein gleichnamiges Stück, das im Germanischen Nationalmuseum aufbewahrt wird. Die Kunst ist stets die nährende Grundlage, wenn in den Ateliers gedruckt und geschmiedet oder Glas geblasen wird [...]

KATHARINA ERLENWEIN